Welt-Tuberkulose-Tag – Gemeinsam gegen eine vergessene Pandemie
Spezialisierte Behandlung im Wiener Gesundheitsverbund
Tuberkulose gilt nach wie vor als die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. Jährlich sterben weltweit immer noch 1,25 Millionen Menschen daran, obwohl die Krankheit eigentlich gut behandelbar wäre. Am Standort Penzing der Klinik Ottakring befindet sich die größte Tuberkulose-Station Österreichs. Rund 120 Patient*innen werden hier jährlich stationär und ambulant betreut. Österreichweit sind es ca. 400. Und die Erfolgsaussichten sind gut: Rund 95% der Patient*innen können geheilt werden.
Tuberkulose – eine unterschätzte Krankheit
Sogenannte Mykobakterien sind die Auslöser der Infektionskrankheit. Diese befallen überwiegend die Lunge, es können aber auch fast alle anderen Organe betroffen sein. Die Symptome sind oft unspezifisch und ähneln jenen vieler anderer Krankheiten. „Typisch für Tuberkulose sind ein lang anhaltender Husten, Gewichtsverlust, Fieber und Nachtschweiß“ erklärt Dr. Knappik, Leiter der Tuberkulose Station am Standort Penzing der Klinik Ottakring. „Da Tuberkulose in Österreich heute sehr selten ist, denken viele Ärzt*innen bei diesen Symptomen gar nicht mehr daran. Unbehandelt endet Tuberkulose aber häufig tödlich,“ ergänzt der Experte. Etwa ein Viertel der Weltbevölkerung trägt die Bakterien in sich, in 90% der Fälle bricht die Krankheit aber nie aus. Besonders gefährdet sind Menschen mit einem geschwächtem Immunsystem und Menschen, die aus Ländern mit einem hohen Infektionsrisiko stammen. „95% der Erkrankungen ereignen sich in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, das Auftreten wird von vielen sozio-ökonomischen Faktoren beeinflusst,“ so Knappik.
Formen der Tuberkulose
Die Übertragung der Tuberkulose erfolgt fast ausschließlich über Aerosole in der Luft, die von erkrankten Menschen v.a. beim Husten, aber auch beim Reden, Lachen oder Singen an die Umwelt abgegeben werden. Um sich anzustecken ist aber meist ein enger Kontakt mit einer infizierten Person über mehrere Stunden notwendig. Nach der Infektion kann Tuberkulose nach einigen Monaten, teilweise aber auch erst nach Jahrzehnten, ausbrechen. Die Erkrankung manifestiert sich in den meisten Fällen als offene (ansteckende) Lungentuberkulose. Auch geschlossene (nicht ansteckende) Verlaufsformen der Lunge und anderer Organe können sich entwickeln. Patient*innen mit einer offenen TBC müssen immer isoliert und daher meist stationär aufgenommen werden. Auch die geschlossene Tuberkulose muss behandelt werden, je nach Ausprägung der Erkrankung ist auch hier oft eine stationäre Aufnahme erforderlich. „Für die Behandlung stehen spezielle Antibiotika zur Verfügung. Hier ist eine Kombination von 4 unterschiedlichen Wirkstoffen notwendig. Diese müssen mindestens 6 Monate eingenommen werden, damit die Krankheit vollständig ausheilt. Eine besondere Herausforderung stellt die Infektion mit multiresistenten Keimen dar, aber auch hier stehen Medikamente zur Verfügung,“ erklärt Dr. Knappik. Nach einer Behandlungsdauer von 2-4 Wochen ist die Tuberkulose in den meisten Fällen nicht mehr ansteckend und die Patient*innen können aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Professionelle Behandlung im Wiener Gesundheitsverbund
Am Standort Penzing der Klinik Ottakring steht Patient*innen in der Pneumologie die Station Severin mit 20 Betten sowie eine spezielle Tuberkulose-Ambulanz zur Verfügung. Der Pavillon ist historisch gewachsen, wurde aber vor 9 Jahren komplett renoviert und bietet nun modernste Behandlungsmöglichkeiten. In jedes Zimmer führt eine Schleuse und die Zimmer sind mit einer speziellen Raumluft-Technik und Filtern ausgestattet, die das Ansteckungsrisiko für das Personal und andere Patient*innen minimieren. Für besonders komplexe Fälle wie etwa Infektionen mit multiresistenten Keimen steht Patient*innen auch nach ihrem stationären Aufenthalt eine Tuberkulose-Ambulanz zur Verfügung. Unkompliziertere Fälle der TBC können auch im niedergelassenen Bereich weiterversorgt werden.
Das interdisziplinäre Team in Penzing ist speziell geschult und hat viel Erfahrung in der Betreuung komplexer Krankheitsfälle. Zusätzlich stehen den Patient*innen auch Sozialarbeiter*innen sowie klinische Psycholog*innen zur Verfügung. „Die Stigmatisierung der Tuberkulose-Patient*innen ist nach wie vor ein großes Thema. Tuberkulose gilt für viele noch als Krankheit der sozial Benachteiligten, die Angst vor einer Ansteckung ist groß. Darüber hinaus ist TBC eine meldepflichtige Krankheit, bei der auch das Umfeld genau untersucht wird,“ so Knappik.
Oft heilt die Krankheit vollständig aus. Es können aber auch Narben in der Lunge zurückbleiben, die zu einer eingeschränkten Lungenfunktion führen sowie das Risiko für Atembeschwerden und die Infektion mit anderen Bakterien und Pilzen erhöhen.